AUSZUG | eb - Elektrische Bahnen 10/2015

482 Bahnenergieversorgung 113 (2015) Heft 10 Dauerhafte Netzkupplung zwischen ÖBB und SBB im 16,7-Hz-Verbundnetz Julius Bosch, Zollikofen; Clemens Obkircher, Innsbruck Seit Januar 2015 ist die 16,7-Hz-Netzkupplung zwischen ÖBB und SBB dauerhaft in Betrieb. Zusammen mit dem DB-Netz ist damit ein trilaterales Verbundnetz entstanden. Hierdurch ergaben sich Neuerun- gen bei Messung und Zählung der Energie. Aus Sicht der Versorgungsstabilität, der Netzzuverlässigkeit und der Energieeffizienz bringt der Verbund wesentliche Vorteile. Zudem haben sich die Voraussetzun- gen für die Integration volatiler erneuerbarer Energien in das Bahnenergienetz verbessert. LONG-TERM INTERCONNECTION OF THE ÖBB AND SBB 16,7 HZ NETWORKS Since January 2015 the interconnection of the ÖBB and SBB 16,7 Hz networks is steadily in opera- tion. Together with the network of DB a trilateral interconnected network was set up. This led to changes concerning the energy measurement and metering. The interconnected operation results in important advantages concerning the stability of supply, the reliability of the network and the energy efficiency. Furthermore, the pre-conditions for using volatile renewable energy sources are improved. INTERCONNEXION DURABLE DES RÉSEAUX 16,7 HZ DES ÖBB ET SBB Depuis Janvier 2015 l’interconnexion durable des réseaux 16,7 Hz des ÖBB et SBB est mise en ser- vice. Ensemble avec le réseau de la DB s’est formé un réseau interconnecté trilatéral. Ceci menait à des innovations concernant le mesurage et le comptage de l’énergie. Sous les aspects de la stabilité de l’alimentation, de la fiabilité du réseau et de l’efficacité de la distribution de l’énergie, l’intercon- nexion amène des avantages importants. En outre sont améliorées les conditions pour l’utilisation des énergies renouvelables volatiles. 1 Einführung Die Bahnenergienetze 2 AC 110 kV Österreichs und 2AC 132 kV der Schweiz waren bis Ende 2014 nur indirekt über das deutsche 110-kV-Bahnenergienetz miteinander verbunden. Das österreichische Netz ist über die 110-kV-Doppelleitungen Kochel – Zirl und Steindorf – Traunstein mit dem deutschen, das schwei- zerische über die Einfachleitung Singen – Etzwilen und die Doppelleitung Muttenz – Haltingen mittels Kup- peltransformatoren mit dem deutschen verbunden. Planung und Bau einer direkten Netzkupplung zwischen ÖBB und SBB sind in [1; 2] dokumentiert. Die 132-kV-Übertragungsleitung Feldkirch (ÖBB) – Gossau (SBB) mit einem Kuppeltransformator in Feldkirch wurde am 4. Juni 2012 offiziell dem Betrieb übergeben [2]. Seither wurde sie nur sporadisch für zwei spezielle Netzsituationen genutzt: • Bei einer Unterbrechung der Arlbergleitung zwi- schen Tirol und Vorarlberg wurde das vorarlber- ger Netz an das schweizerische geschaltet, damit es nicht als Netzinsel betrieben werden musste. • Zeitweise wurde eine Maschine des ÖBB Spuller­ seekraftwerks (Sp in Bild 1) über eine separat betriebene Leitungsschleife an das Netz der SBB geschaltet, um Energie zu liefern. Ein Ringschluss bestand aber zunächst noch nicht. Dieser wurde erst am 12. Januar 2015 durch dauer­ haftes Einschalten der Netzkupplung in Feldkirch geschlossen, nachdem in Rüthi (SBB) eine 132-kV- Schaltanlage gebaut worden war (Bild 1). Seither werden die drei Bahnenergienetze im trilateralen Verbund betrieben. Bis dies möglich war, galt es einige Fragen zu klären. 2 Betrieb mit oder ohne Querregler Zunächst war unklar, ob ein im Ring betriebenes 16,7-Hz-Verbundnetz Österreich – Schweiz – Deutschland – Österreich mit der Verbindung zwi- schen Feldkirch und Rüthi ohne weiteres stabil sein würde, und besonders ob sich hohe Transitlastflüsse einstellen würden, welche diese Netzkupplung über- lasten würden. Berechnungen und Messungen be- sonders des Phasenwinkels zwischen dem SBB- und dem ÖBB-Netz ergaben, dass bei gewissen Schalt- zuständen sowie Last- und Einspeisesituationen der Transitlastfluss dort zu groß werden könnte.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjY3NTk=